Wie lange muss man ein Haushaltsbuch führen?
Bis ein gut geführtes Haushaltsbuch zur Gewohnheit wird, vergehen oft mehrere Wochen. Doch wie lange musst du mindestens durchhalten, damit dein Haushaltsbuch wirklich aussagekräftige Ergebnisse liefert?
Ein Haushaltsbuch muss für mindestens drei Monate geführt werden, damit aussagekräftige Ergebnisse für kleinere Ausgaben oder alltägliche Sparpotentiale möglich sind. Für große Ausgaben wie ein Auto oder Haus muss das Haushaltsbuch für mindestens ein Jahr geführt werden.
Ich führe seit 2013 ein Haushaltsbuch und in diesem Artikel erkläre ich dir, wie lange du das Haushaltsbuch mindestens führen musst, damit du das Maximum aus deinem Einsatz wieder herausholst. Außerdem erkläre ich dir, warum du vielleicht sogar ein Leben lang ein Haushaltsbuch führen möchtest.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass ein Haushaltsbuch mit der Zeit immer genauer und damit aussagekräftiger wird. Mir fiel es anfangs nicht leicht, wirklich alle Ausgaben regelmäßig zu erfassen und auch richtig zu kategorisieren. Aber ganz nach dem Motto “learning by doing” ist es wichtig sofort zu starten, auch wenn es Anfangs nicht perfekt ist. Doch wie lange musst du durchhalten, um die ersten aussagekräftigen Ergebnisse zu erhalten?
Warum drei Monate das absolute Minimum sind
Ein Haushaltsbuch soll für mindestens drei Monate geführt werden, da es anfangs ungenau geführt wird und viele Einträge vergessen werden. Außerdem fallen manche Ausgaben- und Einnahmenkategorien nicht in jedem Monat an.
Wie zuvor beschrieben wirst du im ersten Monat auf ein paar Ausgaben vergessen. Es dauert oft mindestens zwei Wochen bis eine neue Gewohnheit zur Routine wird und du dein Haushaltsbuch automatisiert aus Gewohnheit führst.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass nicht jeden Monat alle Kategorien von Ausgaben und Einnahmen anfallen. Ich kaufe beispielsweise nicht jeden Monat neue Kleidung. Zum Glück fällt auch nicht jeden Monat eine Autoreparatur an, und ich habe auch nicht monatlich Kosten für eine ärztliche Dienstleistung wie eine Zahnreinigung. Außerdem habe ich nicht jeden Monat Geburtstag und bekomme daher nicht immer Zuwendungen von der Familie.
Je länger du ein Haushaltsbuch führst, desto wahrscheinlicher hast du auch einige unregelmäßige Ausgaben und Einnahmen erfasst. Auch diese unregelmäßigen Einnahmen und Ausgaben können auf das Jahr betrachtet eine wesentliche Auswirkung haben.
Der zweite und dritte Monat ist bezüglich der Genauigkeit oft von hoher Qualität. Außerdem sind dann schon einige der weniger regelmäßigen Kategorien angefallen. Ab einer Aufzeichungsdauer von drei aufeinanderfolgenden Monaten wirken sich Ausgaben, die ganz am Anfang oder Ende eines Monats anfielen, nicht mehr so sehr auf die Statisitik eines einzelnen Monats aus.
Beispiel: Wenn ich am letzten Tag des Monats mein Auto tanke, wirkt sich dies natürlich negativ auf den aktuellen Monat aus. Dafür muss ich im kommenden Monat nicht so oft zur Tankstelle fahren. Ab einem Haushaltsbuch-Zeitraum von drei Monaten lässt sich hier einfach der Durchschnitt bilden und größere Beträge ganz am Anfang oder Ende eines Monats wirken sich weniger verzerrend aus.
Was du nach drei Monaten erkennen kannst
Drei Monate sind ein guter Zeitraum, um ein Gefühl für das eigene Ausgabeverhalten sowie die Einnahenstruktur zu bekommen. Im Detail kannst du meistens die folgenden Informationen erhalten:
- Einkommen: Wie viel Geld kommt monatlich rein? Nach drei Monaten hast du einen guten Überblick, wie viel Geld tatsächlich bei dir ankommt.
- Regelmäßige fixe Kosten: Das Haushaltsbuch enthält nach drei Monaten bereits die meisten Fixkosten wie Miete, Kreditraten, Betriebskosten der Wohnung, aber auch Rundfunksteuer, Internet, Handy und Subscriptions wie Netflix. Du kannst dann bereits herausfinden, ob deine Fixkosten den empfohlenen Anteil am Einkommen übersteigen. Manche Fixkosten wie Versicherungen, die jährlich bezahlt werden, können möglicherweise nach nur drei Monaten noch nicht im Haushaltsbuch aufscheinen.
- Variable Ausgaben: Variable Ausgaben schwanken von Monat zu Monat. Dazu zählen Ausgaben wie z. B. Essen gehen, Takeaway-Kaffee, Hobbys, Shopping und Kleidung. Bei den variablen Ausgaben kannst du normalerweise am schnellsten sparen. Urlaube und größere einmalige Anschaffungen können hier noch fehlen. Deshalb solltest du dein Haushaltsbuch mindestens ein Jahr lang führen. Mehr dazu später im Artikel.
- Typische monatliche Gesamtausgaben: Nach drei Monaten kennst du deine typischen monatlichen Ausgaben. Diese setzen sich aus den Fixausgaben und den variablen Ausgaben zusammen. Die monatlichen Gesamtausgaben benötigst du, um die Sparquote zu ermitteln. Bilde am besten den Durchschnitt der Monate.
- Sparquote: Nach ein paar Monaten weißt du, wie viel deiner Einnahmen du “typischerweise” zur Seite legen kannst. Die Ersparnisse berechnen sich aus den Gesamt-Einnahmen minus der Gesamtausgaben. Lese hier wie du die Sparquote in Prozent berechnen kannst.
- Muster erkennen: Mit guten Kategorien kannst du nach nur drei Monaten bereits sehr gut Muster erkennen. Gibst du mehr für Kaffee und Essen gehen aus als du dachtest? Ist das Feiern zum Wochenschluss auf einen Monat betrachtet teurer als gedacht? Diese Muster zu erkennen kann dir helfen, deine Ausgaben zu optimieren und ist eine wichtige Grundlage um zu budgetieren.
Bei finanziellen Problemen, aber auch um einen groben Überblick über die Ausgaben- und Einnahmenstruktur zu bekommen, kann ein Haushaltsbuch mit Informationen zu drei Monaten bereits sehr gut helfen.
Da jedoch bei weitem nicht alle Einnahmen- und Ausgaben in drei Monaten anfallen, und auch Unvorhergesehenes nicht immer auftritt, sollten mit den Daten keine langfristigen finanziellen Entscheidungen wie ein Haus- oder Autokauf auf Kredit getroffen werden.
Auch saisonale und ein mal jährliche Ausgaben werden bei einem Haushaltsbuch in nur drei Monaten selten erfasst. Dazu gehören Urlaube, Steuern, Versicherungen und Weihnachtsgeschenke. Diese können, aus eigener Erfahrung, einen großen (negativen) Einfluss auf die Sparquote haben.
Wann sollst du mit dem Haushaltsbuch starten?
Starte am besten heute, jetzt sofort. Überlege dir, welche Ausgaben du gestern und heute getätigt hast und notiere sie dir in einem Excel-Sheet oder in einer App wie EH. Danach überlege dir bitte, wie du diese Ausgaben in Kategorien zusammenfassen kannst. Tipp: Kategorien wie “Amazon” sind nicht sinnvoll, verwende stattdessen Kategorien wie “Lebensmittel”, “Essen gehen”, “Miete” oder “Hygieneartikel”. Lese hier, wie du am besten mit einem Haushaltsbuch startest.
Es ist nicht sinnvoll, bis zum 1. des neuen Monats zu warten. Wenn du es wirklich ernst meinst und deine Finanzen auf ein neues Level bringen möchtest, dann starte jetzt.
Warum es sich auszahlt heute zu starten:
Die Einnahmen-Ausgaben-Einträge im ersten Monat sind oft chaotisch und nicht vollständig. Ich vergesse beispielsweise sehr oft die 2 € vom Münzeinwurf bei der Autowäsche oder die 4,40 € beim Bäcker. Der erste Monat ist oft eine Phase des Lernens und Anpassens. Es geht vor allem darum, dich regelmäßig an das Führen des Haushaltsbuchs zu erinnern und um herauszufinden, wie du Ausgaben am besten erfasst und kategorisierst.
Je früher du mit einem Haushaltsbuch startest, desto schneller hast du die Gewohnheit des Einnahmen-Ausgaben-Trackings trainiert, die richtigen Kategorien gefunden, und kannst so schneller von den Vorteilen eines gut geführten Haushaltsbuchs profitieren.
Mindestens ein Jahr für die Lebensplanung
Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass es sich auszahlt, so früh wie möglich mit dem Einnahmen-Ausgaben-Tracking zu starten. Je früher du startest, desto früher hast du einen Überblick über deine jährlichen Einnahmen und Ausgaben.
Für welche geplanten Ausgaben sollte das Haushaltsbuch mindestens ein Jahr lang geführt werden?
- Anschaffung einer Wohnung oder eines Hauses
- Größere Renovierungs- und Instandsetzungsarbeiten im Haus
- Langfristige teure Mietverträge
- Kauf eines Autos
Der eigene Wohnunraum und das Auto sind meistens die zweit- und drittgrößten Ausgaben der meisten Menschen. Hier lohnt es sich, besonders genau auf die finanzielle Machbarkeit zu achten. Kluge Entscheidungen können hier einen wesentlichen Einfluss auf das zukünftige Vermögen haben.
Sowohl die eigene Wohnung als auch das eigene Haus, aber auch das eigene Auto erfordern regelmäßige Ausgaben. Diese fallen auch nach dem eigentlichen Kauf an. Das bedeutet, dass nicht nur der ursprüngliche Kaufpreis leistbar sein muss, sondern auch die folgenden regelmäßigen Zahlungen. Ein Haushaltsbuch hilft dir dabei herauszufinden, wie lange du brauchst um den Kaufpreis anzusparen, bzw ob du dir die nachfolgenden laufenden Kosten überhaupt leisten kannst. Ein Haushaltsbuch verrät dir nämlich, was beim derzeitigen Lebensstil wirklich überbleibt.
Mir persönlich geht es oft gar nicht mehr darum, ob man sich eine bestimmte Sache überhaupt leisten kann. Stattdessen kann ich mit dem Wissen durch das Einnahmen-Ausgaben-Tracking schnell herausfinden, ob ich mir eine bestimmte Sache leisten möchte.
Angenommen du weißt dank deines Haushaltsbuchs, dass dir im langfristigen Durchschnitt in einem Monat 1000€ übrig bleiben. So kannst du bei einem Angebot von 3000 € für den Hochzeitsfotografen selbst entscheiden, ob dir die Leistung drei Monate deines Lebens Wert ist.
Ich war schockiert als ich sah, wie viel ich im Laufe eines Jahres ausgab, auch wenn ich dachte relativ sparsam zu leben. Ebenso können sich finanzielle Zuwendungen aus der Familie (Geburtstage, Weihnachten, Betriebskostenbeteiligung) ebenfalls stark auf die jährlichen Einnahmen auswirken.
Ich konnte in meinem Haushaltsbuch erkennen, dass nur ein paar wenige Monate mit großen Ausgaben eine riesige Auswirkung auf die Jahresperformance hatten. Die vielen sparsamen Monate mit einem Einnahmenüberschuss wurden durch wenige Monate mit großen Ausgaben wie einem langen Urlaub, einer neuen Kamera und Steuerabbuchungen ausgemerzt.
Die langfristigen Vorteile eines Haushaltsbuchs
Ein Haushaltsbuch über drei Monate zu führen ist besser als gar keines zu haben. Ein Haushaltsbuch über ein Jahr zu führen ist besser als ein Haushaltsbuch mit Informationen über drei Monate zu haben. Doch was sind die Gründe, um langfristig ein Haushaltsbuch zu führen?
Ein Haushaltsbuch langfristig über viele Jahre zu führen hat viele Vorteile. Es wird auch nicht so sehr mit Aufwand assoziiert, da es mit der Zeit zu einer Gewohnheit wird. Außerdem stehen die Kategorien schon lange fest und man muss nur ein paar Minuten für das Erfassen der Einträge einplanen.
Ein Haushaltsbuch über mehrere Jahre hilft dir dabei, den langfristigen Trend deiner Einnahmen und Ausgaben zu erkennen. Es kann auch dabei helfen zu erkennen, dass sich die Einkommenssituation nur unterdurchschnittlich entwickelt.
Es hilft dir auch dabei “Lifestyle Inflation” zu erkennen. Lifestyle Inflation bezeichnet das Phänomen, bei dem sich die Ausgaben einer Person erhöhen, sobald das Einkommen steigt. Das kann dazu führen, dass trotz eines höheren Einkommens keine signifikante Steigerung der Ersparnisse oder Investitionen stattfindet, da die zusätzlichen Einnahmen durch höhere Ausgaben ausgeglichen werden.
Diese Ausgaben können in verschiedenen Bereichen anfallen, zum Beispiel in Form von teureren Autos, größeren Wohnungen oder Häusern, Essen in gehobeneren Restaurants oder luxuriösen Urlaubsreisen.
Ein Haushaltsbuch kann dabei helfen, Lifestyle Inflation zu erkennen, da es ein klares Bild von Einnahmen und Ausgaben gibt. Wenn du feststellst, dass deine Ausgaben im Laufe der Zeit im Verhältnis zu deinem Einkommen gestiegen sind, könnte das ein Anzeichen für Lifestyle Inflation sein. Ein Haushaltsbuch hilft dir dabei, diese Trends zu erkennen und kann dabei helfen, bewusste Entscheidungen zu treffen, um deine finanziellen Ziele zu erreichen.
Die meisten finanziellen Ziele sind von größerer Natur, welche nur über einen Zeitraum von vielen Jahren erreichbar sind. Fokussiertes Handeln und Detailwissen über deine Finanzen hilft dir dabei, diese Ziele konsequenter zu erreichen. Das Haushaltsbuch ist dabei dein persönlicher finanzieller Compagnon.
Was soll zusätzlich zum Haushaltsbuch getan werden?
Zusätzlich zum Haushaltsbuch empfehle ich ein regelmäßiges Vermögenstracking. Das bedeutet, du kennst dein genaues Vermögen zu einem bestimmten Zeitpunkt.
Ich mache das einmal im Monat, typischerweise am 15. jeden Monats. Ich habe diesbezüglich einen detaillierten Artikel geschrieben wie du am besten heute mit dem Vermögenstracking beginnst. Damit hast du den absoluten finanziellen Überblick.